Technische Schulden verstehen und abbauen – ein Leitfaden für Entscheider*innen

„Wir müssen erstmal liefern – später räumen wir auf.“

Dieser Satz klingt pragmatisch. In Wirklichkeit ist er einer der teuersten Sätze, die in Softwareprojekten fallen können.

Technische Schulden entstehen, wenn kurzfristige Entscheidungen langfristig teurer werden: fehlende Tests, hastig zusammengefügte Module, unklare Architektur.
Sie sind unsichtbar – bis sie Dich aufhalten.

Was sind technische Schulden eigentlich?

Ein schneller, unsauberer Weg in der Entwicklung ist wie ein Kredit – Du bekommst kurzfristig Liquidität (Zeit), musst aber Zinsen zahlen (Wartung, Bugs, Stillstand).

Typische Ursachen:

  • Zeitdruck / Deadlines („Hauptsache, es läuft“)
  • Fehlende Architekturentscheidungen
  • Copy-Paste statt Wiederverwendung
  • Mangelnde Tests / fehlende Qualitätssicherung
  • Ständige Kontextwechsel / wechselnde Teams
  • Kein Refactoring-Zeitbudget

Kurz gesagt: Jede Zeile Code ist eine Verpflichtung.
Je schlechter sie ist, desto höher die Rückzahlung.

Wie technische Schulden Dein Business beeinflussen

BereichEffekt bei hoher SchuldLangfristige Folge
Time-to-MarketÄnderungen dauern längerInnovation verlangsamt sich
KostenMehr Fehler, mehr WartungExplodierende Entwicklungsbudgets
TeamFrust durch unübersichtlichen CodeHöhere Fluktuation, Wissensverlust
SicherheitAlte Komponenten bleiben unpatchedErhöhtes Risiko für Angriffe
KundenerlebnisBugs, Ausfälle, LatenzVertrauensverlust, Umsatzrückgang

Ein System mit hoher technischer Schuld ist wie ein Haus mit morschem Fundament:
Von außen noch schön, aber jeder Umbau kostet doppelt.

Technische Schulden sichtbar machen

Die größte Herausforderung: Du kannst sie nicht direkt sehen – aber messen und spüren.
Hier einige Wege, wie Du sie als Entscheider*in erfassen kannst:

  • Code-Audits & Reviews (z. B. mit externen Expert*innen)
  • SonarQube- oder CodeScene-Analysen zur Sichtbarmachung von Problemzonen
  • Velocity-Metriken: Braucht Dein Team plötzlich doppelt so lange für ähnliche Aufgaben?
  • Bug-Tracking-Dichte: Viele kleine Fehler im gleichen Bereich = „Zinslast steigt“.
  • Entwickler*innen-Feedback: Frage sie regelmäßig, wo es „zieht und kracht“.

Ein professionelles Code-Review oder Architektur-Audit kann helfen, die größten Schuldenblöcke zu identifizieren.

Strategien, um Schulden abzubauen

Refactoring als Routine
Plane Refactoring-Zeit fest in Sprints ein – nicht als „Wenn-wir-Zeit-haben“.
→ Ziel: kleine, kontinuierliche Verbesserungen statt großer Aufräumaktionen.

Priorisierung nach Risiko
Nicht alles muss sofort saniert werden. Fokussiere auf Module mit

  • häufiger Änderung
  • Sicherheitsrelevanz
  • Performance-Einfluss

Automatisierte Tests einführen
Tests schaffen Sicherheit für Veränderungen – so kannst Du Schulden gefahrlos abbauen.

Technische Schulden transparent machen
Führe sie als Teil des Backlogs, tracke sie wie Features.
Damit werden sie planbar – und finanzierbar.

Kultur der Verantwortung fördern
Kein „Das ist das alte Modul von XY“ – sondern „Das ist unser Code“.
Technische Schulden sind Teamsache.

Der ROI des Aufräumens

Ein Unternehmen, das regelmäßig in Codequalität investiert,
spart langfristig bis zu 40 % der Wartungskosten.

Zudem erhöht sich die Teamgeschwindigkeit deutlich –
weil weniger Zeit mit Debugging, Fehlersuche und Missverständnissen vergeudet wird.

Wirtschaftlich gesehen:

  • Schuldenabbau = Kosten senken + Innovationsfähigkeit sichern.
  • Schuldenanhäufung = Zinsen zahlen + Wachstum blockieren.

Oder, um es klar zu sagen:

Saubere Software wächst mit Deinem Business.
Schmutzige Software wächst gegen Dein Business.

Clean Code als Gegenmittel

Der effektivste Weg, Schulden zu vermeiden, ist Clean Code von Anfang an.
Klare Strukturen, Tests, Reviews, einheitliche Standards – das alles reduziert Zinslast.

Wenn Du tiefer verstehen willst, was Clean Code bedeutet, lies:
Was Clean Code wirklich bedeutet – und warum er Dir langfristig Geld spart

Green IT und technische Schulden

Auch Nachhaltigkeit spielt hier hinein:
Alte, ineffiziente Systeme verbrauchen mehr Ressourcen –
nicht nur in der Entwicklung, sondern auch im Betrieb.

Clean-Code-Prinzipien führen automatisch zu effizienterer Laufzeit,
und damit zu geringerem Energieverbrauch.

Ein doppelter Gewinn:

  • Weniger Wartungskosten
  • Weniger Stromkosten

Mehr dazu im dritten Teil unseres Clusters:
Sauber, nachhaltig, zukunftssicher – wie Clean Code und Green IT zusammenwirken

Fazit

Technische Schulden sind kein Schicksal – sie sind eine Management-Entscheidung.
Wer sie erkennt, priorisiert und systematisch abbaut,
spart nicht nur Geld, sondern sichert Innovationskraft und Nachhaltigkeit

Hast Du das Gefühl, Eure Software läuft, aber der Code arbeitet gegen Euch?
Sprich mit uns über ein Code-Audit oder Refactoring-Assessment.
Wir zeigen Dir, wo Deine Software Zinsen frisst – und wie Du sie in Wert verwandelst.


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